Alternative Papierherstellung: Wie gut geeignet sind Graspapier & Co?

11.10.2022 - Papier

 

Recyclingpapier ist längst etabliert - doch in den letzten Jahren haben sich auch alternative Papierherstellungsverfahren wie Graspapier und Silphiepapier in der Branche durchgesetzt. Sie gelten als ressourcenschonende Alternativen zu herkömmlichem Holzzellstoff.

Doch wie nachhaltig sind sie wirklich? Und können sie qualitativ mit klassischen Frischfaserpapieren mithalten? Bei Langebartels+Jürgens verfolgen wir die Entwicklungen im Bereich umweltfreundlicher Papierproduktion aufmerksam. Innovative Verfahren, die Ökobilanz, Qualität und Ressourcenschonung vereinen, stehen für uns im Mittelpunkt.
 

Druckbogenstapel

Kurz gesagt:

Graspapier ist ein umweltfreundliches Papier, das durch seinen geringen Wasserverbrauch und den Verzicht auf chemische Zusätze eine ressourcenschonende Alternative zu Holz- und Recyclingpapier darstellt. Im Vergleich zu herkömmlichem Zellstoff benötigt die Herstellung von Graszellstoff nur rund zwei Liter Wasser pro Tonne statt etwa 6.000 Liter. Zwar enthält Graspapier bislang meist nur 35-50 % alternative Fasern, doch seine Druckfähigkeit und Stabilität gelten als ausreichend für Verpackungs- und Druckanwendungen. Insgesamt bietet Graspapier hohes Potenzial für eine nachhaltigere Papierproduktion, auch wenn Silphiepapier aktuell die bessere Kreislaufbilanz aufweist.

Durchwachsene Silphie als Alternative zu herkömmlichem Zellstoff aus Holz

Die zwei wichtigsten Newcomer in der Papierbranche

In den letzten Jahren haben sich zwei nachhaltige Alternativen besonders hervorgetan: Graspapier und Silphiepapier. Beide Materialien zeichnen sich durch einen deutlich geringeren Ressourcenverbrauch gegenüber herkömmlichem Papier aus.

Ein zentraler Unterschied: Während für eine Tonne Holzzellstoff etwa 6.000 Liter Wasser benötigt werden, braucht die gleiche Menge Graszellstoff nur etwa 2 Liter.

Allerdings werden derzeit in der Produktion von Graspapier oder Silphiepapier meist nur maximal 50 % alternative Fasern eingesetzt, um die gewünschte Papierqualität und Stabilität zu gewährleisten. Die Entwicklung steckt also noch im Wandel - mit großem Potenzial für Optimierung durch modernisierte Papierproduktionstechniken.

Neben Gras und Silphie kommen auch Stroh, Bambus, Baumwolle, Bagasse oder Zuckerrüben als ergänzende Rohstoffe zum Einsatz, meist in geringen Anteilen. Der Hauptbestandteil vieler nachhaltiger Papierprodukte bleibt jedoch eine Mischung aus Holz-Zellulose und Recyclingpapier.

Gras oder Silphie? Nachhaltigkeit hat viele Dimensionen

Schon heute ist klar: Papier aus reinem Holzzellstoff ist keine Lösung für die Zukunft. Doch welches Verfahren ist wirklich ressourcenschonend, umweltverträglich und technisch ausgereift?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Graspapier und Silphiepapier liegt in der Kreislaufwirtschaft.

Die Durchwachsene Silphie erweist sich hier als besonders vielseitig: Ursprünglich in der Biogasproduktion genutzt, kann sie heute doppelt verwertet werden. Der chemiefreie Aufschlussprozess der Silphiefasern erlaubt es, die verbleibende Biomasse weiterhin in Biogasanlagen zu nutzen.

Die entstehenden Rückstände dienen anschließend als Dünger, was die Silphie zu einem echten Kreislaufrohstoff macht.
 

Durchwachsene Silphie als Alleskönner

Die Vorteile der Silphie gehen über die reine Papierherstellung hinaus:

  • Fördert die Biodiversität durch insektenfreundliche Blüte
  • Geringer Pestizid- und Herbizideinsatz
  • Verhindert Bodenerosion dank tiefer Wurzeln
  • Verbessert die Humusschicht, laut Studien des Fraunhofer Instituts

Damit bietet die Silphie eine überzeugende Ökobilanz - von der Aussaat bis zur industriellen Verarbeitung.

Graspapier punktet hingegen durch seinen extrem niedrigen Wasserverbrauch und den Verzicht auf Chemikalien in der Verarbeitung. Herausforderungen bestehen jedoch in der gleichbleibenden Rohstoffqualität und im regelmäßigen Heunachschub. Außerdem fällt bei der Grasverarbeitung keine nutzbare Biomasse für Energiegewinnung an - ein Nachteil gegenüber der Silphie.
 

Nachhaltiger Druck  von Langebartels + Jürgens Hamburg GmbH
Druck auf Graspapier von Langebartels + Jürgens Hamburg GmbH

Wie steht es um die Qualität des GrasPapiers und Silphiepapier aus?

Graspapier und Silphiepapier besitzen naturgemäß einen dunkleren Farbton als Holzpapier. Dadurch werden sie aktuell vor allem für nachhaltige Verpackungen genutzt. Diese sind zertifiziert lebensmittelkonform und finden Einsatz in der Lebensmittel- und Versandindustrie.

Bei Langebartels & Jürgens führen wir bereits verschiedene Naturverpackungen aus Graspapier und Silphiepapier im Sortiment.

Für den Druck müssen diese Papiere in manchen Fällen mit weißer Farbe behandelt werden, um brillante Ergebnisse zu erzielen - was sich leicht auf die Ökobilanz auswirkt, jedoch kaum auf die Papierqualität.

Wir sehen vor allem im Silphiepapier großes Zukunftspotenzial, da es ökologisch ausgewogener ist und sich technisch stetig weiterentwickelt.
 

Faltschachteln aus Graspapier und braunem Karton

Wie gut lassen sich Gras- und Silphi-Papier bedrucken und verarbeiten?

 

Graspapier lässt sich problemlos mit gängigen Druckverfahren wie Offset-, Digital- und Flexodruck verarbeiten. Auch Siebdruck und Heißfolienprägung sind möglich - wir empfehlen jedoch immer Testdrucke, um die Farbwirkung zu prüfen.

Zu beachten sind:

  • leichte Farbabweichungen zwischen Produktionschargen
  • natürliche Färbung (gelblich bei Graspapier, gräulich bei Silphiepapier)
  • geringe Farbechtheit im Vergleich zu gebleichten Frischfaserpapieren

Diese Eigenschaften sind jedoch kein Nachteil, wenn man sie bei Gestaltung und Druckvorbereitung berücksichtigt. Mit einem angepassten Designkonzept lassen sich herausragende Ergebnisse erzielen - optisch wie ökologisch.
 

Fazit: Graspapier und Silphiepapier mit Zukunft

Alternative Rohstoffe wie Gras und Silphie zeigen, dass nachhaltige Papierproduktion ohne Qualitätseinbußen möglich ist.
Während Graspapier durch seinen geringen Wasserverbrauch überzeugt, bietet Silphiepapier durch seine ganzheitliche Kreislaufnutzung und ökologische Vorteile die nachhaltigere Perspektive.

Bei Langebartels+Jürgens begleiten wir diese Entwicklungen aktiv - mit Fokus auf Innovation, Umweltverträglichkeit und Druckqualität, die unseren hohen Standards gerecht wird.